In der guten Stube lässt es sich aushalten. Der Kachelofen ist eingeheizt und verbreitet direkt ein wenig Hüttenstimmung – auch nach der Saison. Wir sitzen daheim bei Christoph Brunner, der gemeinsam mit Doris Rickinger die Vorstandschaft des Skiclub Kollbachtal e.V. bildet. Nach und nach gesellen sich auch Christophs Frau und die Töchter dazu, allesamt begeisterte Skifahrerinnen. Sieben Jahre ist es her, seitdem die Vorstandschaft wechselte und mittlerweile wieder für Aufschwung in den Mitgliederreihen sorgte. „Gut 500 Winterbegeisterte sind wieder am Start, vor allem viele Familien und Kinder,“ fasst Doris Rickinger zusammen.
Christoph Brunner nickt: „Die Leute wollen Sport in der Natur machen. Skifahren hat schon ein Revival erlebt. Auch, weil es daheim oft kaum mehr Schnee gibt. Und weil man das Gesellige wieder mehr schätzt. Irgendwann galten ja die gemeinsamen Busfahrten etwas verstaubt. Umso schöner, dass man das jetzt wieder entdeckt hat.“ Doris Rickinger ergänzt: „Und der Umwelt tut es auch gut, wenn sich gleich ein ganzer Bus aufmacht, anstatt dass jeder einzeln das Skigebiet ansteuert.“ Sie selbst ist seit zwei Jahren im Vorstand, war zuvor Jugendvertretung.
Skikurse – echte Events
Aktuell macht sie die Ausbildung zur Skilehrerin, um das Team aus vier Skilehrern zu ergänzen. Schon ein wenig stolz ist der Verein auf seine eigene DSV-Skischule, eine Lizenz, die für Qualität garantiert. Sechs Jahre müssen die Kinder alt sein, um auf zwei Brettln loszulegen. Unter Lachen erzählen Christoph Brunner und Doris Rickinger vom letzten Skikurs in Mitterdorf im Bayerischen Wald, einem „echten Schneeloch“. Christoph höchstselbst machte ein Event draus, fuhr mit einem Anhänger samt Bierzeltgarnitur und Würstlkocher mit, um die Kinder und Skilehrerinnen/Skilehrern vor Ort zu bewirten. Eine zünftige, aber auch pragmatische Aktion, um die Verpflegung zu sichern, da keine Hütte aufgrund der Pandemie offen hatte.
Doris Rickinger zählt weiter auf: Von den Skikursen für Fortgeschrittene und denen für Erwachsene, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Sich als ausgewachsener Mensch auf Ski zu trauen, bedarf einer gehörigen Portion Mut, der Lohn dafür ist aber auch ein ungetrübtes Vergnügen in der weißen Pracht, aber auch beim Apré-Ski, meint Christoph Brunner und schmunzelt. Er selbst steht wie Doris Rickinger auch von Kindesbeinen an auf Skier. „Aus meiner Familie fuhr niemand Ski. Mich haben erst Spezl dazu gebracht,“ erzählt Christoph Brunner. „Bei mir war’s anders. Meine ganze Familie fuhr Ski und ich musste immer mit, was ich lange nicht leiden konnte. Bis ich dann vor ein paar Jahren meine Liebe zum Skifahren entdeckt habe,“ sagt Doris Rickinger.
Wenn die Partybox für Stimmung sorgt…
Lässt man die aktuellen Zeiten ausser acht, veranstaltet der Skiclub Kollbachtal an die 20 Fahrten pro Saison. Da erklärt sich auch die Namensgebung: Die Skifahrerinnen und Skifahrer kommen nicht nur aus Arnstorf, sondern auch aus Simbach bei Landau, aus Malgerdorf, Roßbach, Mariakirchen. Und wird einmal ein Bus doch nicht voll, wird mit anderen Skiclubs kooperiert. „Da haben wir dem früheren Kirchturmdenken ein Ende gesetzt,“ sagt Christoph Brunner.
Mit einem Strahlen in den Augen erzählt er von den Fahrten, die an und für sich schon ein Erlebnis sind: Bevor sich alle eingefunden haben, wird schon mal die Partybox vor den Bus gestellt. Während der Fahrt wird die Stimmung im Bus weiter angeheizt, damit vor Ort alle den richtigen Schwung finden. Auf dem Programm stehen Wochenend- und Ferienfahrten und dann noch die legendären Hausfrauenskifahrten an den Mittwochen im Februar, die man heute als Ladysday bezeichnen könnte, wobei sich auch Männer unter die lustige Gesellschaft mischen. Die Vorstände erzählen, wer gerade diese Fahrten zur Legende gemacht hat: Der Veicht Sebald, der als Hahn im Korb die losgelösten Hausfrauen von damals mit Sekt und Stimmung beglückte. Ja, da ließe sich sicher so manche Anekdote erzählen…
„Der Verein muss sich durch Familien erneuern“
Ja, und was macht ein Skiclub im Sommer? Lange nichts, wie Christoph Brunner und Doris Rickinger bekennen. Das soll nun ein Ende haben. Schließlich können die Skiregionen auch in der schneefreien Zeit was. Künftig sollen Wanderfahrten das Vereinsleben bereichern. Oder auch mal eine Radltour in der Region zu einem Biergarten. „Muss ja nicht immer weit weg sein, bei uns ist’s ja auch schön,“ sagt Christoph Brunner. Dazu soll das Jugendcamp heuer wieder aufgebaut werden. Und beim Ferienprogramm wird man sich auch wieder beteiligen. „Der Verein muss sich durch Familien erneuern, nur so geht’s,“ ist sich Christoph Brunner sicher. „Und durch Präsenz bei diversen Veranstaltungen wollen wir zeigen, dass es uns gibt.“ So wird beim Christkindlmarkt auf dem Stand im Skihüttenstyle Glühwein und mehr ausgeschenkt. Beim Familienfest ist der Verein vertreten und künftig auch beim geplanten Vereinsfest, das im Wechsel mit dem Mittelalterfest „Auf Heller und Barde“ stattfinden soll.
Für’s Foto verlassen Christoph Brunner und Doris Rickinger den gemütlichen Tisch beim Kachelofen, schlüpfen in ihre Skihosen und -jacken und setzen sich in den Wintergarten des Vorstands, wo nicht weniger Hüttenflair herrscht. Danach wandert die Kleidung erst mal in den Schrank, bevor es in der nächsten Saison wieder auffe geht auf’n Berg – nein halt, zuerst eini in den Bus…
Im Rahmen des Projekts „Ein Vereinsnetzwerk in und um Arnstorf“ des Förderprogramms “Engagiertes Land” der DSEE (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt).