Im Portrait: Die Blaskapelle Arnstorf – von traditionell bis zu den „Red Wonder Brass“

Im Portrait: Die Blaskapelle Arnstorf – von traditionell bis zu den „Red Wonder Brass“

Oben im Gemeindesaal direkt im Herzen Arnstorfs probt die Blaskapelle. Zum heutigen Termin sind fünf der 15 aktiven Musiker gekommen, haben sich extra in Tracht geworfen und selbstredend ihre Instrumente mitgebracht, um eine kleine Kostprobe zu geben. Bürgermeister Christoph Brunner ist auch dabei, hat aber nur Zeit, auf einen schnellen Gruß hereinzuschauen. Der Sommer 2022, das bedeutet erstmals wieder nach einer zweijährigen Zwangspause mehr zu spielen: Die Volksfeste gibt es wieder, dazu viele kleinere Festl und Möglichkeiten, Musik zu machen und die Leute zu erfreuen. Das ist es, was die Blaskapelle antreibt.

Im Jahr 1971 wurde die Blaskapelle Arnstorf gegründet – im selben Jahr wie der Faschingsverein. Das ist kein Zufall, wie Vorstand Roland Hofbauer erzählt: „Aus einer Faschingslaune heraus entstand die Blaskapelle. Fasching und Musik, das passt halt gut zusammen.“ Er selbst ist seit 1985 mit dabei und kommt wie so viele von einer kirchlichen Gruppe, den St. Georgsbläsern, der Nachwuchsschmiede der Blaskapelle. Zumindest, was die Blechbläser angeht, die Holzbläserinnen und Holzbläser finden auf anderem Weg Zulauf, nicht immer einfach, aber doch möglich.

Nach so vielen Jahren hat sich freilich viel getan. Mittlerweile spielt die Blaskapelle nicht mehr beim Fasching auf, was der neuen Tradition der Wägen geschuldet ist: „Die haben alle ihre eigene Musikanlage,“ sagt Roland Hofbauer mit einem Schulterzucken, das gar nicht so viel Bedauern ausdrückt. Denn dafür hat sich eine neue Idee, das Faschingskranzl, seit über zehn Jahren bestens etabliert. Am Faschingssamstag wird beim Kappenabend groß aufgespielt – und zwar nicht die übliche Blasmusik, sondern Tanz- und Unterhaltungsmusik im Bigband-Style – unter dem klingenden Namen „The Red Wonder Brass“. Dazu wird die Showtanzgruppe der Faschingsfreunde eingeladen und es gibt amüsante Einlagen. „Die Leute rennen uns die Bude ein,“ sagt Roland Hofbauer mit einem stolzen Nicken. Die anderen stimmen ihrem Chef zu. Dieser Tag ist für alle was Besonderes – dann wird keine Tracht getragen, sondern Abendgala in Rot und Schwarz. Und der Faschingssamstag ist dazu nicht die einzige Gelegenheit: Auch auf dem Sportlerball und dem Feuerwehrball sind die Red Wonder Brass zugegen und sorgen für Stimmung.

Ganz klassisch in Tracht unterwegs ist die Blaskapelle das ganze Jahr über bei den vielfältigsten Veranstaltungen: Vereins- und Volksfeste, Fahnenweihen, Gedenktage, das Maifest, das Starkbierfest, aber auch Beerdigungen sind ohne dieses Stück Kultur nicht denkbar. Roland Hofbauer freut sich immer auf die feierliche Stimmung am Heiligen Abend, wenn er mit seinen Kapellenkolleginnen und Kollegen beim unteren Christbaum am Marktplatz um 17 Uhr vor der Bescherung Weihnachtslieder spielt. Zwischen den Jahren teilen sich die Musikerinnen und Musiker in drei Gruppen auf und gehen von Haus zu Haus zum Neujahrsanblasen. Die Tage von acht bis 18 Uhr sind lang und dennoch lohnt es sich, die Tradition zu leben und den Menschen eine Freude zu machen, wie Roland Hofbauer sagt. Höhepunkt des Anblasens ist der Neujahrsgottesdienst in der Pfarrkirche, wo es nochmal richtig feierlich zugeht.

Feierlich geht es auch beim Mittelalterfest zu: Hier führt die Blaskapelle den historischen Festzug mit Fanfaren und einer Trommlergruppe an, die Bierfässer werden immer mit Musikbegleitung abgeholt, das Ritterturnier wird musikalisch eingeleitet, dazu drei Tage Lagerleben – immer ein unvergessliches Abenteuer.

 

Ein breites Repertoire für’s Publikum

Das bestätigt auch Christa Kaniber, die seit 1974 mit dabei ist und damit wohl das am längsten aktive Mitglied. „Mit zwölf hab ich Trompete gelernt, davor schon Zither. Durch den Papa bin ich zur Blaskapelle gekommen,“ erzählt sie. „Meine ganze Familie ist musikalisch – das hat sich auch auf meine Söhne vererbt.“ Der Trompete ist sie treu geblieben, dazugekommen ist noch das Flügelhorn.

Heute ist einer ihrer Schüler mit dabei, Tom Brunner. Ihm hat sie Trompetenunterricht gegeben und Christa freut sich, dass im Verein sämtliche Altersklassen zusammenkommen. Tom sieht das genauso. Seit 2015 ist er in der Blaskapelle aktiv, in der zweiten Klasse hat er Trompete gelernt, später kam das Flügelhorn dazu. Auch er ist ein einstiger St. Georgsbläser. Gut erinnert er sich an seinen ersten Auftritt in großer Besetzung. Sein Fazit. „Aus Fehlern lernt man. Heute macht’s richtig Spaß. Es ist schön, nicht nur so nebenbei zu spielen, sondern bemerkt zu werden.“

Zu Toms Altersklasse zählt auch Christina Schwarz, die als Kind Geige gelernt hat, um dann über den Papa zur Blaskapelle zu kommen. Weil es einen Mangel an Holzbläserinnen und Holzbläsern gab, hat sie eben mal geschwind Klarinette gelernt und gleich noch Tenorsaxophon dazu. „Mir gefällt es, wenn moderne Lieder gespielt werden,“ sagt sie. „LaBrassBanda zum Beispiel. Und ich mag es, wenn sich die Leute über unsere Musik freuen, das gute Miteinander bei uns. Das wiegt den Freizeitstress auf.“

Freizeitstress gab es während der Einschränkungen der Pandemie nicht. Da waren die Musiker/Musikerinnen froh, überhaupt spielen zu können – lange waren nicht mal die freitäglichen Proben möglich. Nur eins ging: „Mit der Gestaltung von Gottesdiensten haben wir uns über Wasser gehalten,“ sagt Roland Hofbauer. „Was ging, wurde gemacht.“ Da liegt durchaus ein wenig Strenge in der Stimme, was der tonangebende Vorstand durchaus bestätigt – ohne eine gemeinsame Marschrichtung geht’s halt nicht.

Maria Hofbauer lächelt ihrem Mann milde zu, sie kennt ihn und weiß ihn gewiss am besten zu nehmen. Nachdem die drei gemeinsamen Kinder nun groß sind, hat auch sie Zeit, sich voll und ganz in der Blaskapelle einzubringen. Posaune, Tenorhorn und Gesang – das kann sie. „Ich mag es, unter Leuten zu sein, mich anzustrengen, mal was Besonderes zu spielen.“ Roland Hofbauer nickt ihr zu. „Applaus und Jubel sind wichtig – das ist unsere Anerkennung. Dafür spielen wir – weil’s schön ist, wenn’s den Leuten gefällt.“

Das breite Repertoire der Blaskapelle Arnstorf, von klassisch und traditionell bis zu unterhaltend und Partymusik, das ist es, was sie ausmacht. Hin und wieder werden sie zu Feierlichkeiten in München geladen, oder zu einem rheinischen Oktoberfest. Und auch bei internationalen Musikfestivals spielen die Arnstorfer gern auf. In all den Jahren hat sich das Ansehen von Blasmusik gewandelt, wie Roland Hofbauer feststellt – zum Positiven: „Junge Leute begeistern sich jetzt auch für diese Richtung. Das ist einfach schön!“

 

Im Rahmen des Projekts „Ein Vereinsnetzwerk in und um Arnstorf“ des Förderprogramms “Engagiertes Land” der DSEE (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt).