Unterm Dach des Pfarrzentrums St. Georg trifft sich die Frauengemeinschaft Arnstorf. „Wir sind der ehemalige katholische Frauenbund,“ sagt Schriftführerin und Ansprechpartnerin Gerlinde Benisch. „Wie viele wollten wir aber raus aus dem Dachverband Passau, weil dieser die Mitgliedsbeiträge enorm angehoben hat.“ Jetzt ist die Frauengemeinschaft ein eigenständiger Verein, hat 190 Mitglieder und offen für alle interessierten Frauen.
Um den großen Tisch sitzen heute sieben Frauen, dazu eine Cockerspanielhündin, auf weiteren Tischen stehen liebevoll gestaltete Adventsgestecke und -dekorationen. Gerlinde Benisch hat auf einer langen Liste zusammengefasst, was die Frauengemeinschaft übers Jahr alles auf die Beine stellt und unternimmt: Hier halten sich kirchliche und weltliche Aktivitäten die Waage. So sind die Frauen beim Weltgebetstag zur Stelle, binden Palmbuschen für den Palmsonntag, gestalten Maiandachten, errichten einen Fronleichnams-Altar für die Prozession, binden für Maria Himmelfahrt Kräuterbuschen, gestalten Rosenkranz-Andachten und Heilige-Nacht-Lesungen in der Kirche oder Schlosskapelle – mit all dem bringen sie sich in das kirchliche Jahr ein. „A Pfarrer ohne Frauenbund is a armer Hund,“ zitiert Gerlinde Benisch ein in den Kreisen bekanntes Sprücherl. Und so ist laut den Frauen der Pfarrer froh, dass auch unter neuem Namen alles so weiterläuft wie gehabt…
Manche Unternehmungen fassen das Kirchliche und Weltliche zusammen, so zum Beispiel der eigene Frauengemeinschafts-Chor, der auch im Gottesdienst singt – oder der Adventsbasar, für den die hübschen Kränze und Gestecke gedacht sind. Daneben organisieren die Frauen Koch- und Bastelkurse sowie Vorträge, unterstützen die Gestaltung des Senioren-Faschings, unternehmen Ausflüge, feiern ihr beliebtes Herbstfest, wobei sie lustige Einakter aufführen – und dann sind da freilich noch die Jahreshauptversammlung sowie die obligatorische Weihnachtsfeier. Beim Mittelalterfest sind die Frauen natürlich auch voll integriert als „Waschfrauen an der Kollbach“. Über 20 Mitwirkende schwingen dann die Waschbretter. Und sie tun Gutes: Immer wieder spenden sie an Jugendgruppen, an die Kinderkrebshilfe, ans neue Kinderhospiz oder auch an die Pfarrei. Andere im Blick haben – das ist es, was die Frauen motiviert.
„Unter Frauen ist es immer lustiger!“
Was die sieben Frauen, die sich heute eingefunden haben, antreibt, erzählen sie in wertschätzender Runde. Gerlinde Benisch macht den Anfang, sie ist seit 2005 dabei, liebt die Zusammenkünfte und sogar explizit die Vorstandssitzungen. Johanna Baumgartner ist noch nicht da, als ihre Mitstreiterinnen sie über den grünen Klee loben, „sie organisiert gern, telefoniert herum, kauft ein, bringt Vorschläge, ist sehr kreativ, ein Sparfuchs“, ist da zu hören. Als sie später eintrifft, gibt sie das Gesagte gern zu: „Basteln und Dekorieren ist meins.“
Christa Stadler mag es an der Frauengemeinschaft, dass immer zusammengeholfen wird. Sie selbst organisiert das Kräuter- und Palmbuschenbinden und sagt frei heraus: „Unter Frauen allein ist es doch immer lustiger!“ Dem haben die anderen nichts entgegenzusetzen und sie stimmen in fröhliches Gelächter ein. Christine Kreipl ist wie einige andere über die einstige Kindertheatergruppe dazugekommen – über 20 Jahre ist das her. Die eigenen Kinder haben Theater gespielt, organisiert wurde das Ganze von der ehemaligen Frauenbund-Vorsitzenden. Das Theater gibt’s heute nicht mehr – war es doch eine bedeutende Gelegenheit, zu jüngeren Frauen Kontakt zu knüpfen.
„Heute fehlen uns die jungen Frauen,“ bedauert die Runde. Gleichzeitig verstehen sie, dass Zeitmangel heute ein größeres Problem ist als noch vor 20 Jahren. Dazu kommt ein größeres Angebot, sich zu beschäftigen, auch digital, wie die Frauen bemerken. Normalerweise ist Christine Kreipl zuständig für den Fasching, der fällt aber für die Frauengemeinschaft auch im Jahr 2023 nochmal aus, zu riskant, die aktuelle Lage. Was nicht heißt, dass es langweilig wird: Beim Adventskranzbinden oder bei der Organisation des Mittelalterfests ist genug zu tun – und immer dann, wenn sie gebraucht wird.
Nun ist Gräfin Henriette von Deym an der Reihe – und mit ihr gewissermaßen Hündin Mascha. „Die ist auch ein ‚Weibi‘ und gehört dazu,“ sagt die Gräfin schmunzelnd. Sie ist seit 1990 dabei, schätzt die Arnstorfer Gemeinschaft sehr, wie sie sagt. „Als Stadtmensch aus Graz hab ich das nicht gekannt. Das Vereinsleben ist so schön und ich genieße es sehr, wenn man einander kennt.“ So war die Frauengemeinschaft bei der Hochzeit ihrer Tochter im Bewirtungsteam und auch bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen und Aktionen öffnet die Gräfin ihr Schloss von Herzen: „Kirche und Schloss haben immer zusammengearbeitet, für mich ist es selbstverständlich, diesen schönen Ort zugänglich zu machen und zu teilen und um Traditionen zu erhalten.“ Darum stammt das Tannengrün für die Kränze vom Schloss und die Schlosskapelle ist unter anderem für Maiandachten geöffnet.
Die nächste in der Runde ist Marille Eras, die auch über die Kindertheatergruppe zu den Frauen gefunden hat. Damals schon wurde sie gleich in die Vorstandschaft berufen und hat die Gemeinschaft von Anfang an geschätzt. Ihre persönlichen Highlights sind der Adventsbasar und die Weihnachtsfeier. Und ihre Aufgaben übers Jahr sind die Besorgungen der Geburtstagsgeschenke. Denn jede Frau im Verein ab 70 wird beschenkt. Dazu hat sie einen Großteil der kirchlichen Aktivitäten übernommen – Fürbitten, Maiandachten, Kreuzweg.
Gabi Meisetschläger hat wohl die lustigste Geschichte, wie sie zu den Frauen kam: „Mein Mann wollte zum Frauenbund, durfte aber nicht, also bin ich dazugegangen.“ Sie ist die erklärte Küchenfee, kocht für den Adventsbasar Suppen und Punsch, richtet Brotzeitteller an und kümmert sich um Getränke. Schnell kommen die Frauen ins Schwärmen, wenn sie an Gabis Küche denken. Das ist es auch, was sie zusammenhält: Ein wohlwollendes Miteinander, eine gute Gemeinschaft. „Ja,“ sagen sie. „Wir sind auch privat miteinander befreundet.“ Viele kennen sich schon jahrzehntelang, viele sind gemeinsam auch noch in anderen Vereinen aktiv. Die Arnstorfer Frauengemeinschaft – jetzt haben sie das Verbindliche auch im Namen.
Im Rahmen des Projekts „Ein Vereinsnetzwerk in und um Arnstorf“ des Förderprogramms “Engagiertes Land” der DSEE (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt).